Am vergangenen Mittwoch waren 160 Delegierte der IG Metall Ingolstadt dazu aufgerufen, die Geschäftsführung und den Ortsvorstand der IG Metall Ingolstadt neu zu wählen. Die beiden bisherigen Geschäftsführer Carlos Gil und Christian Daiker wurden durch das Wahlergebnis eindrucksvoll in ihren Funktionen bestätigt. Nach einem ordentlichen IG Metall-Gewerkschaftstag werden alle Wahlämter bei der Gewerkschaft neu gewählt. Dazu wählen die Metallerinnen und Metaller im Vorfeld einer konstituierenden Delegiertenversammlung ihre Delegierten. Dies findet im Rahmen der alle vier Jahre stattfindenden Organisationswahlen statt und sichert die basisdemokratische Entscheidungsfindung innerhalb der IG Metall.
Mit 95,04 Prozent der Stimmen wählten die Delegierten erneut Carlos Gil zum Ersten Bevollmächtigten. Christian Daiker, bisheriger Zweiter Bevollmächtigter, wurde mit 94,41 Prozent im Amt bestätigt. Die Delegierten honorierten mit dieser eindrucksvollen Zustimmung die bereits geleistete Arbeit der alten und somit neuen Geschäftsführung. Neben den Bevollmächtigten wählten die Anwesenden den neuen 15-köpfigen Ortsvorstand. Sie bestätigten in ihrer bisherigen Funktion: Werner Alpert, Rita Beck, Tobias Braunstein, Karola Frank, Enno Frömert, Klaus Mittermaier, Thomas Pretzl, Ingrid Radke, Gerhard Retzer, Jörg Schlagbauer, Elvis Schwarzmair und Tim Wagner. Neu wurden in das Leitungsgremium Andreas Domke, Robert Hackner sowie für die Seniorinnen und Senioren, Gerda Herker gewählt. Zudem wurden fünf Delegierte und stellvertretende Delegierte zur Bezirkskonferenz, 13 Mitglieder der Tarifkommission Metall- und Elektroindustrie, vier Mitglieder der Tarifkommission Textil und Bekleidung Bayern, ein Mitglied zur Tarifkommission Textile Dienste sowie drei Mitglieder der Tarifkommission Kontraktlogistik gewählt.
Wie üblich startete die Versammlung mit einem Geschäftsbericht. Im Rahmen dessen stellte Gil die Mitglieder- und Kassenentwicklung der vergangenen acht Jahre dar. „Wir verzeichneten zu Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020 einen deutlichen Rückgang bei der Mitgliederentwicklung. Dieser Trend setzte sich bis Ende 2022 fort, konnte jedoch im Jahr 2023 gestoppt werden. Seitdem verzeichnen wir wieder einen positiven Aufwärtstrend. Diese Trendwende wird bereits erfreulicherweise durch die Zahlen aus dem ersten Quartal 2024 bestätigt“, so Gil. Daiker ging in seinem Rückblick der vergangenen vier Jahre auf das Kerngeschäft einer Gewerkschaft ein: „Wir haben 76 Warnstreiks, mit einer Beteiligung von über 66.000 Beschäftigten, durchgeführt. Dies ist trotz der Corona-Krise und beschränkten Möglichkeiten eine eindrucksvolle Zahl an Menschen, die zeigt, dass man mit uns rechnen kann und muss“. Im Ausblick sprachen die Gewerkschafter davon, dass die Demokratie gestärkt werden müsse und die Gewerkschaften hier einen wichtigen Beitrag leisten werden. Von der Politik fordern sie eine aktive Industriepolitik für die Region Ingolstadt. Hier soll die Ansiedlung von neuen Technologie- und Industriebranchen, vergleichbar wie in anderen Teilen Deutschlands, gefördert werden. Beim Thema soziale Gerechtigkeit bezog der Erste Bevollmächtigte klar Stellung: „Wir bleiben ein demokratischer Sozialstaat! Wer glaubt eine Politik machen zu können, die dazu führt, dass Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, in Altersarmut führt oder dass keine ausreichende Gesundheitsvorsorge sichergestellt ist, der wird mit dem Widerstand der IG Metall rechnen dürfen“.
Jörg Schlagbauer berichtete als Mitglied und Revisor des Ortsvorstandes in einem ausführlichen Bericht über die ordnungsgemäße Buch- und Kassenführung. Bei der Aussprache zu den Berichten stellte Schlagbauer fest: „Es waren bewegte vier Jahre. Wir können für uns stolz und selbstbewusst feststellen, dass wir trotz der vielen Widerungen in diesen Jahren unheimlich viel erreicht haben. Als IG Metall Ingolstadt haben wir bewiesen, dass wir der Fels in der Brandung sind und auch bleiben werden“. Er dankte im Namen der Delegierten allen Beschäftigten der Geschäftsstelle für die geleistete Arbeit und den Zusammenhalt auch in herausfordernden Zeiten.
Die frisch gewählte Geschäftsführung dankte den ehemaligen Mitgliedern des Ortvorstandes. Daiker verabschiedete Hubert Roßkopf, ehemaliger Betriebsratsvorsitzender der Aurora Lichtwerke: „Du hast dich als Betriebsrat weit über das Normale hinaus und mit Herzblut für die Beschäftigten eingesetzt. Auch wenn du die Entwicklung bei der ehemaligen Osram bzw. Ledvance nicht verhindern konntest, ist es gelungen über Jahre noch gute tarifliche Einkommen zu sichern und auch für viele Kolleginnen und Kollegen eine Brücke in die Zukunft zu bauen“. Er zeigt sich erfreut, einen solch erfahrenen Gewerkschafter als neuen hauptamtlichen Metaller bei der IG Metall Ingolstadt begrüßen zu dürfen. Die Verabschiedung von Franziska Berger, welche sich auch seit 2016 als Vorsitzende des Arbeitskreises der Seniorinnen und Senioren engagierte, übernahm Carlos Gil. „Unsere Fanny, eine Kämpfernatur und Gewerkschafterin mit Leib und Seele. Du warst nie bereit Missstände zu akzeptieren, denn dir ging es um Gerechtigkeit. In unzähligen Diskussionen und Auseinandersetzungen hast du dich für deine Kolleginnen und Kollegen, vor allem aber für die Rechte der Frauen eingesetzt. Du hast nicht lockergelassen, bis Gerechtigkeit hergestellt war. Dafür gilt dir unser ganz besonderer Dank“, so Gil. Zum Abschluss wurde Gerhard Hyna von Christian Daiker verabschiedet. „Gerhard sagte mir im letzten Gespräch, dass es ihm immer eine Ehre war, im Ortsvorstand aktiv sein zu können. Diese ältere Formulierung machte mir noch einmal bewusst, dass es für ihn etwas ganz Besonderes war. Gerhard blickt auf ein riesiges Gewerkschafts-Leben und hat eine beeindruckende Gewerkschafts-Vita. Gerhard war einer derer, der bei Rieter sieben Sozialpläne erstritten und bis zum Ende die Tarifbindung gesichert hat. Auch wenn die Firma Rieter in Ingolstadt ihr Ende gefunden hat, du hast dich in langen Kämpfen für deine Kolleginnen und Kollegen eingesetzt. Zum Abschluss konntest du nicht nur einen finanziell gut ausgestatteten Sozialplan, sondern sogar noch eine Transfergesellschaft vereinbaren. Herzlichen Dank für deine Arbeit und deinen ganz persönlichen Einsatz“, sagte der sichtlich beeindruckte Zweite Bevollmächtigte.
Auf dem Foto (von links): Carlos Gil mit Christian Daiker
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