27. September 2024
Pressemitteilung IG Metall Ingolstadt
Es braucht jetzt ein ordentliches Plus im Geldbeutel der Beschäftigten
Delegierte der IG Metall Ingolstadt stimmen sich auf anstehende Tarifbewegung ein

Die am vergangenen Dienstag durchgeführte dritte ordentliche Delegiertenversammlung der IG Metall Ingolstadt stand im Zeichen der anstehenden Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie. Die Stimmung unter den anwesenden Delegierten und den Beschäftigten ist gut und unsere Kolleginnen und Kollegen sind bereit, für ihre Tariferhöhung auf die Straße zu gehen, zeigte sich Carlos Gil, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, kämpferisch. „Natürlich beobachtet man die Entwicklung bei den Automobilherstellern und der Zulieferindustrie mit großer Aufmerksamkeit, doch der finanzielle Druck, den die Menschen im ganzen Land spüren, kommt vor allem durch die anhaltend hohen Lebenshaltungskosten. Deshalb ist die Erwartungshaltung klar: Es braucht jetzt ein ordentliches Plus im Geldbeutel“, so der Gewerkschafter.

Christian Daiker, Zweiter Bevollmächtigte, führt weiter aus: „Die 3,9 Millionen Beschäftigten und Auszubildenden in der Metall- und Elektroindustrie sind nicht nur der Motor der Unternehmen, sondern für das gesamte Land. Mit unserer Forderung nach sieben Prozent mehr Geld für zwölf Monate und 170 Euro mehr Ausbildungsvergütung stärken wir nicht nur die Kaufkraft unserer Mitglieder, sondern die gesamte wirtschaftliche Zukunft für alle Bürgerinnen und Bürger in unserer ganzen Region.“ Weitere Forderungen sind eine soziale Komponente für die unteren Entgeltgruppen und die Ausweitung der Wahloptionen zwischen Zeit und Geld auf mehr Beschäftigte. „Auszubildende und Beschäftigte mit niedrigen Einkommen leiden besonders unter den hohen Preisen. Dieser Aspekt muss im Verhandlungsergebnis Berücksichtigung finden. Zudem ist das Bedürfnis der Beschäftigten nach mehr Zeitsouveränität ungebrochen. Die Menschen wollen sich je nach Lebensphase für mehr Geld oder mehr Zeit entscheiden können. Wir wollen dies weiteren Beschäftigtengruppen ermöglichen. Dabei denken wir beispielsweise an Teilzeitbeschäftigte oder ehrenamtlich engagierte Beschäftigte“, betont Daiker.

Jörg Schlagbauer, Betriebsratsvorsitzender der Audi AG Ingolstadt, berichtete in seiner Funktion als Mitglied der bayerischen Verhandlungskommission: „Dass wir schon bei der ersten Verhandlung mit über 5.000 engagierten Metallerinnen und Metallern in München auf der Straße stehen, hat auf Seiten der Arbeitgeber für mächtig Eindruck gesorgt. Mit so einem starken Signal hat der Arbeitgeberverband definitiv nicht gerechnet und als Kommissionsmitglied gehst du dann schon mit einem mächtig breiten Kreuz in die Verhandlung. Eine Null-Runde, so wie in anderen Tarifgebieten angekündigt, solle es laut dem bayerischen Arbeitgeberverband nicht geben. Schlagbauer geht davon aus, dass wir in der zweiten Verhandlung ein erstes Angebot auf den Tisch gelegt bekommen. Wir schauen mal wie gut das dann ist – so Schlagbauer. Die von Arbeitgeberseite eingebrachten Begründungen zur Lohnzurückhaltung, wie beispielsweise steigende Energiekosten, Bürokratiekosten, überhöhte Steuern und unfairen Wettbewerb, sind für Schlagbauer wenig überraschend. Er stellt klar: „Lohnverzicht wird diese Probleme nicht und schon gar nicht dauerhaft lösen. Hier müssen andere Lösungen zum Tragen kommen, die nicht zulasten der Beschäftigten gehen.“

Die beiden Bevollmächtigten zeigten sich zuversichtlich, da die Geschäftsstelle und alle Betriebe im Zuständigkeitsbereich der IG Metall Ingolstadt auf mögliche Warnstreiks sowie einen harten Arbeitskampf gut vorbereitet seien, um die Tarifforderung durchzusetzen.

Über die aktuelle Situation bei Volkswagen sowie die angekündigte Schließung des Audi-Werkes in Brüssel zeigten sich die Anwesenden sichtlich besorgt. Rita Beck, Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat der Volkswagen AG sowie Mitglied im Konzernbetriebsrat, berichtete mit Entsetzen über die Aufkündigung der Beschäftigungssicherung und Ankündigung möglicher Standortschließungen und den damit verbundenen Kulturbruch im Volkswagen-Konzern. Beck verdeutlichte, dass es in den vergangenen Jahren wiederholt zu massiven Management-Fehlern gekommen sei und die Arbeitnehmervertretungen nicht müde geworden seien, auf diese hinzuweisen. Auch bei der geplanten Schließung des Audi-Werkes in Brüssel sieht Beck die Ursache in einer verfehlten Strategie des Managements. Bezogen auf den gesamten Konzern warnt die Gewerkschafterin vor möglichen Sparschäden und stellt klar, dass sich die Arbeitnehmervertretungen diesen mit aller Kraft entgegensetzen werden. 

Zum Abschluss des Geschäftsberichtes formuliert Gil eine klare unmissverständliche Botschaft: „Angesichts der vielen gesellschaftlichen Herausforderungen müssten Politik und Unternehmen endlich liefern. Wir brauchen eine branchenübergreifende bundesweit abgestimmte Industriestrategie, die wirksam eine Abwanderung unserer Industrie und den damit verbunden Arbeitsplatzverlust verhindert. Subventionen, ob in neue Technologien oder direkt an Unternehmen, müssen wirksam an den Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen in Deutschland geknüpft sein. Gleiches gilt für die wirtschaftliche Verwertung der Ergebnisse und Leistungen unserer Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen. Zudem wäre unsere Regierung gut beraten, nachhaltig in unser Land und damit in unsere Zukunft zu investieren.“

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