Pressemitteilung IG Metall Ingolstadt
Immer noch wichtig zu wissen, wie es um die Ingolstädter Betriebe steht

Seniorenversammlung der IG Metall Ingolstadt

6. Dezember 20236. 12. 2023


Vergangenen Donnerstag trafen sich rund 600 IG Metall-Seniorinnen und -Senioren zu ihrer diesjährigen zweiten Seniorenversammlung im Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters. Im Fokus der Versammlung standen die Berichte von Betriebsräten und Gewerkschaftern aus zahlreichen regionalen Betrieben.

Markus Rößler, Politischer Sekretär der IG Metall Ingolstadt, eröffnete die Versammlung im gut gefüllten Haus und erklärte: „Der Strukturwandel wird in den nächsten Jahren weiter an Fahrt aufnehmen. Die Transformation wird nur erfolgreich sein, wenn gute Arbeit, nachhaltiger Wohlstand und sozialer Fortschritt zum Leitmotiv erhoben werden. Und wir als IG Metall wissen, wie das geht!“

Klaus Mittermaier ging in seinem Redebeitrag auf die aktuelle Situation bei der AUDI AG ein. „Die IG Metall-Entwicklung bei Audi ist nach wie vor sehr gut. Für die jungen Kolleginnen und Kollegen und die Auszubildenden ist es fast schon selbstverständlich, in die IG Metall einzutreten. In den letzten Wochen und Monaten wurden knapp 500 neue Beschäftigte als Fluktuationsersatz der Produktion eingestellt. Viele von ihnen konnten wir bereits gewerkschaftlich organisieren. Auch im indirekten Bereich sind wir in diesem Thema erfolgreich und konnten viele für unsere IG Metall gewinnen“, führt Mittermaier aus. Die Situation bewertet der Gewerkschafter, dank der gestiegenen Auslieferzahlen, als sehr gut: „Wenn die nächsten drei Wochen alles gut geht und die Lieferteile kommen, wie sie sollen, haben wir gute Chancen, ein neues Rekordjahr zu bringen.“ Mittermaier zeigt sich dabei besonders erfreut, dass der Absatz von Elektroautos um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden konnte. Die Modellanläufe, die ab nächstes Jahr und darüber hinaus geplant sind, seien sehr vielversprechend. Die Fahrzeug-Software hingegen sei noch ein Sorgenkind. Mittermaier zeigt sich dabei aber zuversichtlich: „Gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen von CARIAD werden wir in den nächsten Monaten deutliche Verbesserungen hinbekommen.“

Zum Abschluss seiner Rede lenkte Mittermaier, in seiner Funktion als Ingolstädter Stadtratsmitglied, die Aufmerksamkeit auf das Thema Gewerbesteuer: „Das macht uns große Sorgen und letztendlich ist Audi die Messlatte, die uns zum Sparen zwingt. Auf der einen Seite wird es aller Voraussicht nach ein Rekordjahr, auf der anderen Seite werden wir irgendwann Anfang des kommenden Jahres hören, was Audi an Gewinn erwirtschaftet hat – worauf wir Audianer auch alle stolz sind. Im Mai wird die Erfolgsbeteiligung an die Beschäftigten ausgezahlt.“

Andreas Biehunko von der Conti Temic sprach über wichtige Technologien für das autonome Fahren der Zukunft. Für die Produktion innovativer Fahrerassistenzsysteme sei der Ingolstädter Conti-Standort das Leitwerk. Da sich in Ingolstadt nicht nur die Produktentwicklung befindet, sondern die Produktion auch schon nach Industrie 4.0-Standards arbeitet, stimmt den Gewerkschafter für die Zukunft optimistisch. „Die Zukunft der Automobilindustrie wird nicht einfach. Ich denke, das Wichtigste ist, dass wir uns alle dieser Veränderungen bewusstwerden, denn nur so können wir mitgestalten und uns einbringen, statt nur zu akzeptieren“, so der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende.

Gerhard Hyna von Rieter berichtet über die anstehende Betriebsschließung. Dem Betriebsrat ist es gelungen, einen auf Basis von bereits im Jahr 2018 ausverhandelten Interessenausgleich und Sozialplan neu abzuschließen. Dieser sei laut Hyna damals schon nicht schlecht gewesen, konnte jedoch diesmal finanziell wider Erwarten deutlich verbessert werden. Zudem können die Beschäftigten zum Jahresende für die Dauer von maximal 12 Monaten in eine Transfergesellschaft wechseln und erhalten dort 80 Prozent ihres bisherigen Entgeltes. „Mit der Rieter Ingolstadt GmbH stellt eine Firma zum 1. Januar 2024 den Betrieb ein, die eine 138-jährige Firmengeschichte in Ingolstadt hat. Wir als Betriebsräte und Beschäftigte finden das sehr traurig“, so der Betriebsratsvorsitzende.

Enno Frömert, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei der Firma Scherm, zeichnete in seinem Beitrag die historische Entwicklung des Unternehmens nach. Ein Familienunternehmen, welches zu Beginn seiner Beschäftigung keinen Betriebsrat und keine Tarifbindung hatte. 2010 begann Frömert mit einem Stundenlohn von 9,50 Euro als Staplerfahrer, zwei Jahre später war er einer der Gründer des ersten Betriebsrates bei Scherm. Zu dieser Zeit gab es noch keinen Tarifvertrag, keine Entgelttabellen und jeder durfte seinen Lohn selbst verhandeln. „Gott sei Dank fanden sich damals ein paar Menschen, die gesagt haben, so kann es nicht weitergehen“, resümiert Frömert. Seit 2012 gibt es bei Scherm einen Betriebsrat; sechs Jahre später konnte nach einem harten Tarifkonflikt die Tarifbindung hergestellt werden.

Wolfgang Strasser von Wacker Neuson fasste in seinem Beitrag ausführlich den über Jahre geführten Tarifkonflikt zusammen. Im letzten Jahr habe man sich noch mal neu aufgestellt und gut durchorganisiert. Strasser berichtet über die wesentlichen Aspekte, welche zu einem erfolgreichen Tarifabschluss geführt haben. Zum einen war die Belegschaft nicht mehr bereit, unbezahlte Arbeit zu leisten und dafür auch einzustehen. Zum anderen die großartige Unterstützung und Solidarität aus anderen Ingolstädter Betrieben und der IG Metall sowie dem standortübergreifenden Zusammenhalt im Konzern. Strasser erinnert sich daran, dass vor allem Anfang dieses Jahres die Schichtarbeiter mit dem Arbeiten „Dienst nach Vorschrift“ ein deutliches Zeichen gesetzt haben. Dies war aus seiner Sicht auch notwendig, da der Arbeitgeber zum Schluss vom ausverhandelten Tarifergebnis zurücktrat, sich dann doch wieder besann und das Verhandlungsergebnis annahm. „Das, was wir aus diesem Tarifkonflikt mitnehmen, ist nicht nur ein neuer Tarifvertrag, es ist das Wir-Gefühl und der Zusammenhalt der Belegschaft“, zeigt sich der Betriebsratsvorsitzende zum Abschluss der Veranstaltung deutlich zufrieden.

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Seniorenversammlung der IG Metall Ingolstadt am 30.11.2023