Pressemitteilung IG Metall Ingolstadt
Weckruf für sichere Arbeit

Politik und Arbeitgeber müssen Abbau der Industrie stoppen

21. März 202521. 3. 2025


Sichtlich erleichtert zeigten sich die Delegierten der IG Metall Ingolstadt vergangenen Mittwoch auf ihrer ersten Delegiertenversammlung in diesem Jahr. Man blickt mit großer Zuversicht auf die neu abgeschlossene Zukunftsvereinbarung bei der Audi AG, die, so waren sich die Anwesenden einig, in ihrer Wirkung weit über das Werkgelände hinausgeht und für die gesamte Region ein bedeutender Faktor für eine positive Zukunft darstellt.

Mit den Worten „Ein guter Tarifvertrag muss zum Abschluss das Licht der Morgensonne erblicken“ eröffnete der Vorsitzende des Audi Gesamtbetriebsrats, Jörg Schlagbauer, seinen Bericht über die zurückliegende und fünf Tage andauernde Verhandlung mit dem Vorstand der Audi AG. Der Gewerkschafter zeigte sich sichtlich erfreut: „Die neue Zukunftsvereinbarung gibt Klarheit und Sicherheit in unsicheren Zeiten. Sie steht mit 8 Mrd. Euro Investitionen in Zukunftsthemen für Innovation und für Investitionen in die deutschen Standorte, schlussendlich vor allem wieder für mehr Audi im Audi.“ Schlagbauer sprach von einem klaren Auftrag der Belegschaft, das monatliche Entgelt zu sichern. Dieses Ziel habe man durch harte Verhandlungen erreicht. Mehr noch, auch die tarifvertraglichen und betrieblichen Regelungen, die vom Unternehmen angegriffen wurden, konnten verteidigt werden. Das monatliche Entgelt wurde gesichert, die Audi-Komponente sowie Zulagen und Zuschläge blieben erhalten, ebenso wird die aktuelle Tariferhöhung nicht verschoben. Kein Outsourcing von Betriebsteilen, die Verlängerung der Beschäftigungssicherung sowie die Zusage zur Einrüstung für ein Verbrenner-Modell aus dem Konzernverbund waren für den Betriebsrat bei den Verhandlungen von größter Bedeutung. Das vereinbarte Insourcing von Dienstleistungen zum Erhalt von Knowhow, gerade im Bereich der Technischen Entwicklung, bewerte man als absolut wichtig. Eine Besonderheit stellt der neu vereinbarte Bonus für IG Metall-Mitglieder dar. Schlagbauer stellte abschließend fest: „Mit unserer Zukunftsvereinbarung haben wir Audi wieder ein gutes Stück weit wetterfest gemacht, zur Wahrheit gehört aber auch, wir mussten dem Unternehmen Zugeständnisse machen. In Summe werden wir Industriearbeitsplätze in der Region verlieren, jedoch konnten wir ein blankes Stellenstreichen, ohne dass tatsächlich auch die Arbeit wegfällt, verhindern.“

81.000 senden Weckruf für sichere Arbeit: Arbeitgeber müssen Abbau der Industrie stoppen
Die Lage der Industrie in Deutschland spitzt sich zu und die Sorge um den Arbeitsplatz in den Belegschaften wächst. Vor diesem Hintergrund haben Industriebeschäftigte vergangenen Samstag mit Großdemos in fünf Städten gleichzeitig die Politik zum Handeln und die Arbeitgeber zum Umdenken aufgefordert. Insgesamt sind mehr als 81.000 Metallerinnen und Metaller dem Aufruf ihrer Gewerkschaft gefolgt. Der Aktionstag unter dem Motto "Mein Arbeitsplatz. Unser Industrieland. Unsere Zukunft!" war seit vielen Jahren die größte öffentliche Aktion der IG Metall.
Der Erste Bevollmächtigte, Carlos Gil, sprach den Anwesenden nachdrucksvoll ins Gewissen: „Als politische Kraft müssen wir jetzt und auch in Zukunft Verantwortung übernehmen. Mit unserer Petition „Zukunft statt Kahlschlag“ tragen wir den Rückmeldungen unserer Kolleginnen und Kollegen Rechnung. Wir haben drei klar ausformulierte Forderungen: Unsere Industriearbeitsplätze müssen gesichert werden – sozial, ökologisch und zukunftsfähig; Gerecht finanzieren – die Kosten fair verteilen sowie Sicherheit für alle – durch gute Arbeit und einen starken Sozialstaat. Diese gilt es von der zukünftigen Regierung konsequent einzufordern. Wir haben mit unserem Aktionstag ein klares Zeichen für schnelles Handeln und beherzte Investitionen von Politik und Unternehmen gesetzt. Doch wir wissen alle, dies war noch nicht genug. Jetzt gilt es, unsere Metallforderungen in den Betrieben weiter zum Thema zu machen. Lasst uns gemeinsam die „Flamme der Solidarität“ auch in der Region Ingolstadt entzünden und unsere Stimme in der Politik vor Ort Gehör verschaffen.

Tarifbewegung in der Textil- und Bekleidungsindustrie
Christian Daiker, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt, berichtete über die sich in einer kritischen Phase befindenden Verhandlungen für die rund 120.000 Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie. Trotz wiederholter Gespräche sind die Arbeitgeber bislang nicht bereit, den Forderungen der IG Metall vernünftig entgegenzukommen. Ein wesentlicher Streitpunkt ist die Entgelterhöhung. Die IG Metall fordert insbesondere eine Anhebung von 6,5 Prozent bei den Einkommen und eine Verbesserung der Altersteilzeitregelungen, um den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden. Die Gewerkschaft hat die Arbeitgeber zu einer zügigen Einigung aufgefordert, um weitere Streiks und Arbeitsniederlegungen zu vermeiden. „Auch in dieser Branche müssen die Arbeitgeber ihren Teil zur Sicherung einer fairen und zukunftsfähigen Industrie beitragen“, so Daiker zum Abschluss weiter.

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Am Rednerpult Jörg Schlagbauer zum Thema Zukunftsvereinbarung bei Audi